Hintergrund

Hintergrund
Beschädigungen vor und am Invalidenhaus

Kurzversion:

Mich interessieren die noch in Berlin zu sehenden Kriegsspuren. Auf meine diesbezüglichen, konkreten Fragen habe ich keine Antwort bekommen können. Ich möchte die Antworten zu meinen Fragen selbst erarbeiten und Interessierten zur Verfügung stellen. Dafür habe ich diverses an Material gesammelt, Kontakte geknüpft und weitere Fragen zusammengetragen. Als Dipl.-Ing. (TU) liegt mir das systematische Arbeiten, bisher habe ich aber noch keinen richtigen Anfang für die Arbeit in dem mir fachfremden Gebiet bekommen. Als Selbstständiger, der nicht mehr auf Auslastung angewiesen ist, kann ich oft sehr frei über meine Zeit verfügen.

Langversion:

Als ich Ende der 90er-Jahre nach Berlin gezogen bin, haben mich die damals im Ostteil noch allgegenwärtigen Kriegsspuren beeindruckt. Das kannte ich aus Westdeutschland so nicht und es war eine Verbindung zu der damals über 50 Jahre zurückliegenden Zeitenwende.

S-Bahnbogen Charlottenburg

Während die Spuren an den Wänden durch Sanierungsmaßnahmen immer mehr verschwinden, sind die häufig in räumlicher Nähe zu findenden Löcher in den Gehwegplatten aus Granit (vom Berliner "Schweinebäuche" genannt) noch vorhanden. Diese erregten bei Spaziergängen mit meiner Frau zunehmend mein Interesse.
Ich stellte mir die Frage, warum diese im Boden liegenden Platten kreisrunde Löcher aufweisen. Müssten die Löcher nicht eine längliche Form aufweisen, wenn Geschosse in einem Winkel abweichend 90° auf die Platten getroffen sind? Und wenn dem so ist, bedeutet das dann, dass die Geschosse rechtwinklig eingeschlagen sind? Wie konnte es dazu kommen? Warum wurden horizontal im Boden liegende Platten senkrecht von oben getroffen? Lagen die Schweinebäuche nicht horizontal, als sie getroffen wurden?

Eine erste Netzrecherche ergab keine Hinweise. Ich wandte mich an militärhistorische Archive. Dort war auf meine Anfrage keine Literatur bekannt, welche die Herkunft der Löcher in den Gehwegplatten beschrieb. Mir wurde auch mitgeteilt, dass nicht bekannt wäre, dass Gehwegplatten umfangreich im Rahmen von Schanzarbeiten für Straßenkämpfe aufgestellt worden wäre. Ich bekam den Vorschlag, selber in Archiven zu forschen.

In Museen und bei Ausstellungen und Dokumentationen über die letzten Kriegstage und die Zeit der Trümmerfrauen hielt ich die Augen offen. Ich konnte keine Nachweise über aufgestellte Schweinebäuche finden. Das einzige Foto einer Barrikade mit Verwendung von Schweinebäuchen, das mir auffiel, zeigte solche, die horizontal auf einem aufgeschütteten Wall lagen.

Bei Gesprächen mit durchaus militärisch vorgebildeten Personen bekam ich teilweise auch die Rückmeldung, dass es sich bei den Löchern in den Schweinebäuchen sicher nicht um Einschusslöcher handeln könne. Diese Aussage fand ich umso absurder, als sich in direkter Nähe einiger der besprochenen Spuren eindeutig als Einschusslöcher identifizierte Spuren in Wänden befanden. Mein Interesse war vollends geweckt und auch der Plan, diese Beschädigungen der Berliner Gehwege fundiert zu beschreiben und anderen Interessierten zur Verfügung zu stellen.

Weitere Beobachtungen und Fragestellungen die sich über die Zeit ergeben haben:

  • Es gibt auch großflächige Beschädigungen auf den Oberflächen der Schweinebäuche, manchmal über mehrere im Verbund liegende Platten. Handelt es sich hierbei auch im Kriegsbeschädigungen? Brandbomben?
  • Welche Gebrauchsspuren sind bei über 100 Jahren Verbleib der Granitplatten im öffentlichen Straßenraum auch ohne Kriegshandlungen zu erwarten? (Witterung, Winterdienst, Verkehrsunfälle, Bautätigkeiten, …)
  • Inwieweit stimmt meine Annahme über den Zusammenhang von Einschlagwinkel und Form der Spuren in den Granitplatten?
  • Auf Reliefs des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park sind Infanteristen mit Mörsern dargestellt. Welche Spuren hinterlässt Steilfeuer auf Granitplatten?
  • Die meisten Schweinebäuche im Berliner Straßenland weisen nur Vertiefungen auf. Gebrochene Schweinebäuche sind selten. Die Fläche des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park dagegen ist mit Bruchstücken von Schweinebäuchen gepflastert. Sind die größeren Vertiefungen die Spuren von Steilfeuereinschlägen bei denen es nicht zur Umsetzung kam? Haben explodierende Mörsergranaten geborstene Schweinebäuche hinterlassen, die in der Folge aus dem Straßenland entfernt wurden? Weiterverwendung im Treptower Park?
  • Welche Waffen kamen im April/Mai 1945 in Berlin zum Einsatz? Welche Wirkungen haben diese Waffen auf im Boden liegende Granitplatten?
  • In direkter Nähe von Schweinebäuchen mit vermuteten Kriegsschäden und Einschusslöchern in Wänden finden sich auch Beschädigungen an Bordsteinen, die teilweise auch vergleichbare Formen aufweisen. Lassen sich (auch) hier Kriegsbeschädigungen nachweisen?
  • Im Neuen Museum werden ägyptische Artefakte z.T. aus Granit ausgestellt. Einige weisen Beschädigungen auf, die denen in den Schweinebäuchen ähneln. Das Neue Museum ist im Krieg stark beschädigt worden. Lässt sich nachweisen, dass die Schäden an den Artefakten Spuren des 2. Weltkriegs sind?
  • Die Oberfläche der Kopfsteinpflasterdecke am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal zwischen Kieler Str. und Kieler Brücke in Mitte weist zusammenhängende Beschädigungen über mehrere Steine auf, die an die Wirkung sich ausbreitenden Schrapnells erinnert. Wie kann das sein, wenn die Straße erst in den letzten 20 Jahren verlegt wurde? Hieraus ergeben sich Folgefragen zur Technik des Straßenbaus, Nachverfolgbarkeit des Baumaterials, Dokumentation der Bautätigkeit in diesem Bereich und alternativen Gründen für die Beschädigung von Straßenoberflächen.
  • Besteht die Möglichkeit frische Spuren von Kriegshandlungen (Ukraine, Gaza, Libanon, Syrien, …) mit den Spuren in Berlin zu vergleichen (Fotos von aktuellen Kriegsberichten, Kontakte zu Beobachtern vor Ort, …)
  • Hat es im Zusammenhang mit den Untersuchungen zu diesem Phänomen auch Erkenntnisse gegeben, die meine Fragestellungen betreffen.

Zusammengetragenes:

  • Fotos und Ortsbeschreibungen von zu untersuchenden Spuren in Berlin.
  • Vergleichsbilder aus anderen Städten (z.B. Lyon, Jena)
  • Aussagen einiger Sachverständiger verschiedener Fachrichtungen (z.B. Munitionswirkung, Materialkunde, Geschichte)
  • Beschreibungen der Ereignisse der letzten Kriegstage 1944/45 zum Verständnis der Abläufe der Kämpfe in Berlin

Es haben sich folgende Kontakte ergeben:

  • Militärhistorische Archive
  • Stadtführer zu Kriegsschäden in Berlin
  • Autor über architektonische Spuren im Alltag in Berlin
  • Abt. Munitionstechnische Sicherheit/ Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr (Spezialisten auch für Beschuss und Munitionswirkung)
  • Professor of Geotechnical Engineering, Geotechnics and Geology at the Department of Civil Engineering at Darmstadt University of Applied Sciences (Gutachter für Studien über die Einwirkung von Kräften auf Steinwerkstoffe)
  • Direktorin des Vorderasiatischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin

Wie kann ich meine Recherchen so legitimieren, dass ich

  • Zugang zu Quellen (Archive, Ämter, Fachleute)
  • eine Möglichkeit zum Publizieren
    bekomme? Beides erfordert einen Nachweis von Sachkunde, Fachkunde und Ernsthaftigkeit. Optimaler Weise kann ich einen Inhaber eines Lehrstuhls dafür gewinnen, mein Thema zu betreuen.

Welche Fachrichtung kann hier einschlägig sein?

  • Denkmalpflege
  • Archäologie (urban, zeitgenössisch)
  • Geschichte (Geschichte Berlins, Militärgeschichte, …)
  • Materialkunde (aus Sicht des beschädigten Steins oder aus Sicht der Waffenwirkung)
    Wie finde und gewinne ich eine entsprechende wissenschaftliche Betreuung?
    Welche Vorbildung wird benötigt? Welche Vorbildung wird durch den Lehrstuhl von mir erwartet?


Gemäß Aussage des Professors der h_da gibt es aus materialkundlicher Sicht mit Steinperspektive keine einschlägigen Arbeiten. Eine Beschreibung kann sich lohnen. Verschiedene Anfragen an elicit.com (deutsch und englisch) ergaben keine auch nur annähernd einschlägigen Studien.

Mich interessieren die Zusammenhänge, wie es zu den Spuren kam. Wer hat wann was gemacht? Wie ging es weiter? Warum sind die einen Spuren zu sehen, andere nicht? Indizien für unterschiedliche Ursprungsmöglichkeiten der Spuren um die Geschehnisse nachvollziehen zu können.

Meine Voraussetzungen:
Ich bin Dipl.-Ing. (TU) Elektrotechnik/Nachrichtentechnik und habe als Industriebetreuer eine Masterarbeit in der Informatik begleitet. Mit über 20 Jahren Berufserfahrung auch im Bereich Projektleitung bin ich mittlerweile selbständiger Software-Qualitätssicherer. Ich sehe meine Stärken in der Konzepterstellung und systemumfassenden Analyse von Softwarelösungen.
Des Weiteren habe ich eine grundlegende militärische Vorbildung und Kontakte im Operativen Führungskommando der Bundeswehr, im BMVg und punktuell in der gesamten Bundeswehr. Ich verfüge über eine Zugangsberechtigung zu militärischen Anlagen.

Schweinebauch in Seitenansicht
Schweinebauch in Seitenansicht. So erklärt sich auch der Name. (Offiziell: Charlottenburger Platte)